eva by Unbekannter Autor

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Autor:Unbekannter Autor
Die sprache: deu
Format: epub


Strafrechtliche Ermittlungen gegen den Spiegel

Am 11. Mai 2011 erschien in Stern Online152 schließlich eine kurze Notiz, deren Inhalt ansonsten nur noch in einigen weniger prominenten Online-Portalen zu finden war. Darin wurde berichtet, die leitende Staatsanwältin in Athen, Raikou, habe eine strafrechtliche Vorermittlung gegen die Redaktion von Spiegel Online in die Wege geleitet. Der Vorwurf: »Verbreitung falscher Nachrichten«. Nun sollten die Verantwortlichen des Nachrichtenportals sowie die Autoren des Artikels vernommen werden. Es hieß weiter, dass hinter der Publikation politische Kreise in Berlin gestanden haben könnten. Spiegel Online soll in der Vergangenheit mehrmals geheime Regierungsinformationen, speziell aus dem Finanzministerium, veröffentlicht haben, so Stern Online.

Auf einem alternativen Medienportal153 hieß es dazu am 10. Mai 2011: »Die Ermittlungen werden wahrscheinlich in einer juristischen Sackgasse enden, aber der Vorgang zeigt, wie intensiv das vom Spiegel verbreitete Gerücht die griechische Öffentlichkeit beschäftigt. Dabei sind informierte Beobachter und die seriöse Presse in der Meinung einig, dass hinter der Publikation politische Kreise in Berlin stehen. Das ist nicht unrealistisch, weil Spiegel Online in der Vergangenheit mehrmals als Outlet für Ideen aus der Regierung und speziell aus dem Finanzministerium diente.«

Auch über mögliche Motive wurde spekuliert. Eine Vermutung lautete, »dass irgendjemand auf einen kurzfristigen Kursverlust des Euro spekuliert hatte, was immer sein könne und wie immer nicht zu beweisen sein werde«. Doch zwei weitere Vermutungen wurden diskutiert: Entweder habe es sich um einen Warnschuss in Richtung Athen gehandelt, frei nach dem Motto: »Wenn ihr euer Sparprogramm nicht einhaltet und eine Umschuldung näher rückt, bedeutet dies über kurz oder lang den Ausschluss aus der Euro-Zone«. Oder es war ein Testlauf,

um zu erkunden, »wie stark die Stabilität des Euro leidet, wenn die Möglichkeit eines Ausschlusses von einem (oder mehreren) der Wackelkandidaten angedacht wird«.

Selbstverständlich war damals schon ersichtlich, dass das griechische Sparprogramm zu scheitern drohte, weil die Staatseinnahmen hinter den EU-Erwartungen zurückblieben. Doch wurde ja weiter ausbezahlt an Griechenland, und bis zum Tage der Manuskriptabgabe dieses Buches war Griechenland ebenfalls noch Mitglied der Euro-Zone.

Das Gerücht des Spiegel im Frühjahr 2011, die Athener Regierung denke selbst an den Austritt aus der Euro-Zone, war damals schlicht und einfach eine Falschmeldung. Ob sie erfunden oder erlogen wurde, in vorauseilendem Gehorsam für Berlin, ob man tatsächlich mitmischen wollte in der großen Politik oder schlicht einen Testballon steigen ließ, um herauszufinden, wie groß der eigene Einfluss denn nun wirklich war, das Ergebnis war erschütternd. Eventuell war die Sache ja auch viel einfacher, und die ganze Angelegenheit zeigte lediglich die Inkompetenz der Redakteure. Jedenfalls hat dieses Beispiel erschreckend verdeutlicht, wie mächtig die Vierte Gewalt in unserem Lande bereits ist.



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